Jürg Rothenbühler (Mitte) im Austausch mit zwei seiner Mitarbeitenden. Bild: Michael Poysden
Die Wahl als Präsident des Zentralvorstands des VSSM wäre für Jürg Rothenbühler eine Rückkehr. Der 52-Jährige aus dem Emmental war schon von 2006 bis 2018 Mitglied und ab 2014 Vizepräsident des Leitgremiums und bringt viele Ideen mit. Am 27. Juni 2025 entscheiden die Delegierten über den Nachfolger von Thomas Iten.
Im Büro sitzt er nicht so gerne. Jürg Rothenbühler ist in seinem Element, wenn er unter Leuten ist, mit ihnen diskutieren und fachsimpeln kann. Und wenn er für seine Ideen und Anliegen einstehen und kämpfen kann. «Das Schreinergewerbe ist meine Passion, ich habe es sehr gern», sagt er. Deswegen hat er sich entschieden, als Nachfolger von Zentralpräsident Thomas Iten zu kandidieren, als er von verschiedenen Seiten dafür angefragt und motiviert wurde.
Im Betrieb ist die Nachfolge eingeleitet
Das Präsidium war eigentlich nie sein Plan. «Schon länger hatte ich mir überlegt, wie ich meine beruflichen Jahre vor der Pension verbringen möchte», erzählt der 52-Jährige. «Da ich Anfragen erhielt, in Verwaltungsräten oder Gremien Einsitz zu nehmen, hätte ich mir das gut vorstellen können.» Er habe sich entsprechend weitergebildet. Und in seinem Betrieb, der Rothenbühler AG in Zollbrück BE mit rund 30 Mitarbeitenden, hat er mit seinem Sohn Sven und Michael Rüfenacht, einem langjährigen Mitarbeiter, die Nachfolge eingeleitet. Das Unternehmen führt Schreinerarbeiten aus und ist in der Innenarchitektur tätig. Zudem gehörte der Emmentaler bereits von 2006 bis 2018 als Mitglied und ab 2014 als Vizepräsident dem Zentralvorstand des VSSM an. Doch die Anfragen aus verschiedenen Sektionen, als Zentralpräsident zu kandidieren, haben seine Pläne durchkreuzt.
Er hat den passenden Rucksack
«Ich würde die Arbeit des Präsidenten sehr gerne machen und bin überzeugt, das passende Rüstzeug dafür mitzubringen», sagt Rothenbühler. «Ich traue mir das Amt zu.» Denn er kennt die Schreinerbranche in- und auswendig und weiss auch von den Sorgen der Unternehmen. Zudem könne er gut mit Kritik umgehen, ausser sie ist gegen seine Person gerichtet und entspreche nicht der Wahrheit. Das trifft ihn. In der Politik hat er gelernt, mit den unterschiedlichen Wünschen der verschiedenen Anspruchsgruppen umzugehen. Angefangen hat er als Gemeinderat von Rüderswil, war mehrere Jahre Gemeindepräsident und ist seit 2020 Grossrat des Kantons Bern. «Wenn die Leute nicht zufrieden sind, ist man halt mal der Böse. Doch ich durfte als Gemeindepräsident auch schon Beziehungstipps geben. Es hat mir immer gefallen, für die Leute da zu sein», sagt der Emmentaler.
Er geht neben der Herde her
Seinen Führungsstil beschreibt er als situativ und nicht autoritär. «Ich versuche, die Leute zu einem Ziel hinzuführen und sie dabei zu unterstützen.» Das Buch «Das Hirtenprinzip» von Kevin Leman und William Pentak passe gut zu seinen Führungsgrundsätzen, sagt Rothenbühler. «Ich gehe neben der Herde her und führe sie nicht an.» Wenn es sein muss, könne er streng sein und die Schraube anziehen. «Grundsätzlich kommt man mit mir aber gut aus», sagt er und lacht.
Einige seiner Engagements gibt er ab
Für das Präsidium rechnet er mit einem Pensum von rund 50 Stellenprozent. Von seinen vielen Ämtli und Engagements müsste er bei einer Wahl als Zentralpräsident einige abgeben. «Das habe ich sowieso schon geplant und teils aufgegleist», betont Rothenbühler. Das Präsidium der Regionalkonferenz Emmental hat er bereits Ende 2024 aufgegeben. Er steht auch der VSSM-Sektion Kanton Bern vor und präsidiert die Lignum Kanton Bern. Von ersterem würde er sicher zurücktreten, bei der Lignum müsste man noch schauen. Seinen Rücktritt als Parteipräsident der Mitte Oberes Emmental ist ebenfalls schon eingeleitet. «Ich hätte genügend Kapazitäten für das ZV-Präsidium», betont Rothenbühler.
Als Politiker möchte er allerdings weitermachen. Wenn Lorenz Hess, aktueller Berner Nationalrat der Mitte, zurücktritt, würde er sich eine Kandidatur für die Grosse Parlamentskammer überlegen. «Für einen Verband ist es doch vorteilhaft, wenn er einen direkten Draht ins Bundeshaus hat und somit auch die Informationen viel schneller hat», meint er.
Bessere Kommunikation und Sichtbarkeit
Als ZV-Präsident wären ihm der Austausch und die offene Kommunikation innerhalb des Verbands sehr wichtig. «Mein Ziel wäre, alle zwei Jahre in jedem Sektions-Vorstand an einer Sitzung teilgenommen zu haben. Ich möchte auch die Unternehmerinnen und Unternehmer unserer Mitgliedsbetriebe noch besser abholen», beschreibt Jürg Rothenbühler. Zudem möchte er keine Geheimnisse im Verband haben. «Die Sektionen sollen wissen, was der Dachverband macht.» Für die Schreinerbranche wünscht er sich mehr Sichtbarkeit. «Wir sind eine starke Branche und dürfen das auch so nutzen und noch besser kommunizieren.»
Persönliches:
Jürg Rothenbühler ist 52 Jahre alt, mit Daniela verheiratet und hat zwei Kinder. Von 2006 bis 2018 war er Mitglied des VSSM-Zentralvorstands. Er hat acht Jahre das Ressort Technik und Betriebswirtschaft geführt und vier Jahre die Aus- und Weiterbildung. Zudem war er ab 2014 Vizepräsident. Er hat als Bauernsohn Landwirt gelernt und dann Schreiner, weil er Holz toll fand. Er machte sich bereits mit 23 Jahren als Schreiner selbständig. Den Hof des Vaters hat er später doch noch übernommen, weil seine Tochter Interesse an der Landwirtschaft bekundete. Mittlerweile führt sie den Betrieb. Sie züchten Galloway, eine spezielle Kuhrasse. Die Hobbys des Emmentalers sind sein Bauernhof, er spielt Baritonsaxofon in der Dorfmusik, Ski fahren und E-Bike-Touren. Zudem ist er Fan der SCL Tigers und ist oft im Eishockeystation anzutreffen.
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