Christian Kälin (rechts) im Gespräch mit einem Mitarbeiter. Bild: Michael Poysden
Seit 2022 gehört Christian Kälin dem Zentralvorstand des VSSM an und leitet unter anderem die GAV-Verhandlungen. Nun möchte der 48-jährige Schwyzer Nachfolger von Präsident Thomas Iten werden und hat einige Ideen, wie er den Verband weiter stärker und besser positionieren möchte. Die Delegierten entscheiden bei den Wahlen am 27. Juni 2025.
Stillstand mag er nicht. Dieser bedeutet für Christian Kälin eigentlich einen Rückschritt. «Ich bin jemand, der sich ständig weiterentwickeln möchte und neue Herausforderungen braucht», sagt der 48-Jährige aus Trachslau im Kanton Schwyz. Deswegen stellt er sich als Nachfolger von Thomas Iten als Präsident des Zentralvorstands (ZV) des VSSM zur Verfügung. «Zuerst habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht, weil andere schon länger dabei sind als ich. Erst als ich konkret dafür angefragt wurde, habe ich mir das überlegt und mich mit meiner Frau Anita ausgetauscht.»
Freude an der Arbeit im ZV
Seit 2022 gehört Kälin dem Zentralvorstand an. Er ist Vizepräsident der Zentralparitätischen Kommission, Vorsitzender der Gesamtarbeitsvertrags-Verhandlungsdelegation und Delegierter von Bauen Schweiz. Auch ist er der Vorsitzende des Steuerungsausschusses der Dachkampagne 2030. «Die Arbeit im ZV macht mir Spass. Ich gehe gerne an die Sitzungen», sagt er. «Die Zusammenarbeit im Gremium wie auch mit der Geschäftsleitung funktioniert gut. Es herrscht ein positiver Groove.»
Den Verband findet er super organisiert. Dennoch gebe es noch Potenzial für Veränderungen und ein paar Herausforderungen. «Der ZV müsste meiner Meinung nach noch strategischer werden. Im Verband sehe ich zum Beispiel Potenzial in der Verbesserung der Kommunikation. Die verschiedenen Kanäle müssten stärker auf eine Linie gebracht werden.» Zudem möchte er zwischen dem Dachverband und den Sektionen und Fachgruppen mehr Nähe schaffen, und die Mitgliedszahl wieder steigern.
Die Bewerbung des Berufsbilds des Schreiners und der Schreinerin müsste noch stärker und ständiger beworben werden. Er fände es des Weiteren gut, wenn sich der Innenausbausektor noch besser bündeln und politisch mehr Gewicht erhalten würde. Auch gegenüber den Sozialpartnern.
Operative Arbeiten bereits abgegeben
Vor einiger Zeit hat Kälin damit begonnen, seinen Betrieb, die Kälin HolzTechnik AG in Trachslau SZ, neu zu organisieren. Noch bevor er in den Zentralvorstand kam. «Um Luft für Anderes zu haben», begründet er. Er hat die Geschäftsleitung erweitert und operative Aufgaben anders verteilt. Er hätte also die Kapazitäten für das Präsidium. Auch die Kompetenzen, wie er sagt. «Mir war schon als Bub klar, dass ich Schreiner werden möchte. Bereits mein Grossvater und Vater waren Schreiner. Ich war deswegen schon früh in der Werkstatt anzutreffen.» Er versteht daher die Branche von der Pike auf.
Seit knapp 25 Jahren ist Kälin zudem Unternehmer. «Als ich 24 war und mich noch im Studium befand, musste mein Vater sein Geschäft gesundheitsbedingt aufgeben. Er fragte mich, ob ich seine drei Mitarbeitenden übernehmen wolle.» Hat er. In der Folge hat er den Betrieb umgekrempelt und weiterentwickelt. Von einer kleinen Bauschreinerei zu mehr Möbel hin. Zudem hat er sich schon während des Studiums für Elementbau interessiert, gepröbelt und eine eigene Form von Elementhäusern aufgebaut. Diese sind heute ein wichtiges Standbein.
Es braucht viel, dass er laut wird
Aus der Ruhe lässt sich Kälin kaum bringen. «Erlebt, wie ich richtig aus der Haut fahre, hat kaum jemand», sagt er und lacht. «Es braucht viel, dass ich laut werde. Das heisst aber nicht, dass ich nicht bestimmt und fordernd sein kann.» Er hat sich viele Jahre politisch engagiert. Er war unter anderem acht Jahre Kantonsrat im Kanton Schwyz und bekleidete im Bezirk Einsiedeln verschiedene politische Ämter. Auch gehörte er 20 Jahre dem Vorstand der SVP des Kantons Schwyz an und war sechs Jahre deren Präsident. «Dabei habe ich mir ein gutes Verhandlungsgeschick angeeignet und weiss, auf welchen Wegen ich meine Ziele erreichen kann. Ich sage immer, es braucht Kompromisse.» Zudem könne er sich schnell in Themen einarbeiten und auch schnell entscheiden.
In seiner politischen Laufbahn hat er auch gelernt, mit Kritik umzugehen. «Speziell als SVP-Repräsentant ist man eine beliebte Zielscheibe und muss einstecken können. Bei einem umstrittenen Geschäft erhielt ich sogar Drohbriefe. Da war ich zuerst schon erschrocken», erzählt er. Heute kann er darüber lachen. «Ich bin ein grundsätzlich positiv eingestellter Mensch. Allerdings bin ich nicht blauäugig.» Wenn eine Sache oder ein Projekt zu lange stillsteht, werde er ungeduldig und ab und an auch hartnäckig.
Er setzt auf ein faires und kollegiales Einvernehmen
Seinen Führungsstil bezeichnet Kälin als nicht allzu hierarchisch. Er möchte alle Beteiligten mit auf den Weg zu nehmen. «Mir ist es wichtig, dass wir in einem kollegialen und fairen Einvernehmen zu Lösungen kommen. Man muss diskutieren können und darf auch unterschiedlicher Meinung sein», sagt er. Er müsse auch nicht immer zuvorderst oder zuoberst stehen, sondern stellt gerne diejenigen in den Fokus, die an einem Projekt gearbeitet haben. Als Schwäche gibt er an, dass er nur schlecht Nein sagen könne. «Ich versuche immer, etwas auf den Boden zu bringen, statt abzusagen. Letzteres behagt mir gar nicht.»
Sollte es mit der Wahl zum Präsidenten nicht funktionieren, ist er grundsätzlich noch für ein Jahr als Zentralvorstandsmitglied gewählt. «Ich schaue mir dann in Ruhe die neue Dynamik an und entscheide, ob ich weitermache. Dass ich etwas mache, ist für mich selbstverständlich. Ich brauche immer etwas, für das ich mich mit Herzblut und Freude einsetzen kann.»
Persönliches:
Christian Kälin ist 48 Jahre alt und mit Anita verheiratet. Sie haben vier Kinder zwischen 18 und 23 Jahren. Sie seien eine Patchworkfamilie, sagt er. Die Hobbys des Einsiedlers sind Wandern, Bergtouren und mit der Vespa auszufahren. Wichtig ist ihm der Schützenverein. Jeden Mittwochabend geht er ins Training und geniesst auch das anschliessende Zusammensitzen. Er schiesst mit dem Standardgewehr. Im Winter geht der Schwyzer gerne Ski fahren, Langlaufen und auf Skitouren. Früher war er oft tauchen, er hat rund 1200 Tauchgänge, vor allem im Vierwaldstättersee. Dieses Hobby hat Kälin allerdings auf Eis gelegt. Das Biken hat er seit letztem Sommer wiederentdeckt. Zusammen mit seiner Frau hat er ein altes Tessiner Rustico um- und ausgebaut. Zudem reist er sehr gerne.
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